Kategorie: New Delhi

Tag 17 – Delhi und Abreise nach Varanasi

Am Morgen gehts etwas knapp los an denselben Ort. Wir sind zwar nicht die Ersten, aber es gibt nicht so viele vor uns. Die Warteschlange ist prima. Es gibt Sofas und Bänke die im Raum verteilt sind. Man hat keinen Schimmer wo man «anstehen» oder eben «ansitzen» muss. Sobald aber jemand sein Ticket bekommen hat, steht irgendwo einer auf und alle anderen rutschen nach. Sieht witzig aus, wenn ein ganzer Raum «Reise nach Jerusalem» spielt 🙂
Nach einer Stunde haben wir unser Ticket, am Abend um 20:40 gehts nach Varanasi. Allerdings nicht wie gehofft in der zweiten Klasse, sondern in der Dritten. Das hatten wir ja schon von Delhi nach Agra, aber nun 12 Stunden im indischen Schlafwagen? Naja, wir wollen nach Varanasi und sind bereit diese Erfahrung zu machen.

Wir haben also noch den ganzen Tag Zeit und wollen uns noch das Fort ansehen und etwas im Quartier schlendern.
Erst geht es aber in eines der Roof Top Restaurants (Restaurant im obersten Stock), um uns zu stärken. Unglaublich, dass wir die Anzahl der Restaurant vor zwei Wochen nicht gesehen haben. Hier wimmelt es nur so von solchen. Vor zwei Wochen dachte ich noch, dass es schwer ist irgendwo ein gutes Restaurant zu finden. Tja, nachher ist man immer schlauer.
Hier beschliessen wir ein paar Taktiken, wie wir mit den ganzen Schleppern verfahren könnte. Taktik 1: «dem Schlepper versuchen etwas anzudrehen», Taktik 2: «Anzahl Fragen zählen, bis er zum Wesentlichen kommt» (Der Shop den man ansehen soll).

Wir stärken uns und schiessen ein paar Fotos, da wir das ganze Schauspiel der Stasse von hier aus super beobachten können. Zufälligerweise schaue ich in dem Moment in eine Richtung als unser Ex-Fahrer aus seinem Auto aussteigt. Ich nehm in kurz auf den Arm und rufe ihn an und erteile ihm Anweisung, dass er nicht weitergehen, sondern um sich blicken soll. Es funktioniert, er versteht gar nichts mehr 😉
Wir geben uns dann aber zu erkennen und er schaut kurz vorbei. Er freut sich sichtlich uns wieder zu sehen. Mein Glaube an das Gute ist wieder gestärkt. Gulab geht danach zu seinen beiden neuen Passagieren und wird gleich darauf Delhi wieder verlassen.

Ich will noch etwas Geld auf meine indische Nummer laden, bevor wir weiterreisen. Wir schauen kurz im Shop vorbei, wo das natürlich nicht funktioniert. Mir fallen die Worte des Typen im Vodafone Shop ein: «You can recharge your balance everywhere». Incredible India!
Naja immerhin der Händler zeigt eine Richtung an, wo es einen Vodafone Store gibt. Wenn, dann können die helfen.
So einfach ist der Shop dann doch nicht zu finden und da es hier von Schleppern nur so wimmelt, taucht auch gleich einer auf. Mich faszinieren seine Schuhe. Die sehen aus wie eine Kreuzung aus Cowboy-Stiefeln, Clownschuhen und Latexhosen. Einfach nur übel die Dinger. Aber faszinierend!
Ich entschliesse mich augenblicklich zur Taktik 2 und zähle die Fragen bis er zum Punkt kommt. Bei 20 hab ich aufgehört zu zählen. Er versucht uns gleich dahin zu führen. Also versuche ich das Beste daraus zu machen und frag ihn nach dem Vodafone Store. Er führt uns eine ziemliche Stecke in einen Mobile Shop, wo man uns natürlich nicht helfen kann, denn die verkaufen Handys. Aber daneben ist ein Vodafone Händler und oh Wunder, er kann was der davor nicht geschafft hat. Mit geladenem Handy komme ich aus dem Shop. E voila!
Dann das nächste Wunder: unser Schlepper kommt endlich auf den Punkt. Er möchte uns ein Geschäft zeigen, wo er etwas Cash bekommt, wenn wir reingehen. Ich will nicht unfair sein, da mein Problem sich gelöst hat, tun wir ihm den Gefallen.
Was für ein Shop, ziemlich viel Zeugs und auch sehr schön. Aber wir fragen nicht mal nach den Preisen und verlassen den Shop mit leeren Händen.

Wir haben noch etwas Zeit und entschliessen uns noch für eine Fort Besichtigung. Das erste Tuk Tuk, welches anhält wird von einem sympathischen Inder gefahren. 60 Jahre alt, geht erst in Pension, wenn er stirbt, hat drei Kinder, wobei seine älteste Tochter vor 5 Monaten geheiratet hat. Mit 31 etwas spät für indische Verhältnisse, aber jetzt hofft er auf Enkelkinder.
Er meint wenn wir das Fort in Agra gesehen hätten, dann wäre das Fort in Delhi reiner Zeitverlust. Er bietet uns aber eine Stunde Tour an, wo er uns noch ein paar extra Sehenswürdigkeiten zeigen will. Wir wollen es wissen, aber zur Sicherheit erwähnt Franziska «Keine Shops»! er sagt cool, wenn wir Shops sehen wollen, dann kostet es extra.
Klingt prima, wir steigen ein. Dennoch aus den bisherigen Erfahrungen bleiben wir vorsichtig, denn wir haben doch schon einiges erlebt.
Erst gehts zum Gandhi Memorial, dann zu einem Sikh Tempel, Buddhist Tempel und weiter zum Hindu Tempel. Wir bereits etwas tempel-faul bleiben sitzen und schiessen Fotos aus dem Tuk Tuk.
Dann nach 40 Minuten kommt das Unverhoffte. Er möchte kurz was essen und wir sollen uns doch kurz in den Shops auf der Strasse gegenüber austoben. Da wir uns keinen ansehen und ihn so um seinen 4 Uhr Snack bringen, erfahren wir nicht, ob es zusätzlich gekostet hätte wenn wir die Shops betreten hätten. (Wie er ja anfangs erwähnt hatte.)

Es ist echt schwer das Gleichgewicht zu finden wie weit man den Menschen trauen kann. Einerseits etwas von der Kultur mitbekommen, andererseits aber doch nicht abgezockt oder belogen zu werden. Aber wir haben ja noch etwas Zeit.

Abends dann besteigen wir den Zug ohne dass jemand versucht uns das Ticket abzunehmen oder eine extra Gebühr. Es scheint als wacht etwas über uns und will uns nicht noch mehr zumuten.
Beim Einsteigen stellen wir erfreut fest, dass wir mit 4 Spaniern ein 6er Abteil teilen. Das macht das Reisen in der dritten Klasse etwas sicherer.

Und wieder fährt ein indischer Zug auf die Minute genau los. Im Zug komme ich mir etwas vor wie im Zoo. Aber in diesem Zoo sind wir ausgestellt. Es scheint ungewohnt, dass Westler in der dritten Klasse reisen.

Tag 16 – von Mandawa nach Delhi

Zurück in Delhi, diesmal haben wir ein etwas besseres und weniger abgelegenes Hotel gewählt. Ausserdem wurde uns geraten früh am Bahnhof zu sein, da es noch eine begrenzte Anzahl Tickets für Touris wie uns geben soll.

Die Rückfahrt von Mandawa nach Delhi war überraschend kurz und nicht so übel wie gedacht. Unser Fahrer hatte uns 7 Stunden auf miesen Strassen und vielen Lastwagen in Aussicht gestellt. Ok, bei den Strassen hatte er absolut recht. Einige würden es wohl nicht unbedingt verdienen «Strasse» genannt zu werden. Aber es gab nur wenige Lastwagen und so ging es zügig vorwärts, so dass wir Delhi bereits um 14 Uhr erreichten, anstatt wie gedacht um 17 Uhr.

Unserem Fahrer «Gulab» war das sicher recht, denn ihn erwartete am nächsten Tag die nächste Tour. Und er wollte vorher noch den Kotflügel des Autos ersetzen lassen, um die neuen Passagiere nicht unnötig zu beunruhigen 😉 Ausserdem hat die Fahrertüre auch nicht mehr richtig funktioniert und er musste entweder über die Beifahrertüre aussteigen oder aus dem Auto klettern.

Das Hotel Hari Piorko ist der Hit. Zwar an einer echt lauten Strasse gelegen, ist unser Zimmer schön ruhig, gross, sauber und sogar ein Aquarium mit Fischen gibts da. Wir sind erstaunt und freuen uns auf die ruhige Nacht.

Danach gehts zum Bahnhof zum Auskundschaften der Ticket Angelegenheit. Wir wissen, New Delhi Railway Station, 1. Stock. Ich hab da mal ein Büro gesehen, aber es lag im EG, daher muss es wohl noch ein anderes geben. (Genau das war mein Fehler…!)

Wir versuchten irgendwo an die Infos zu gelangen und ein vermeintlicher Bahnhofsangestellter hat uns erklärt, wo wir zu den Tickets kommen. Er holt sich einen Reservationszettel von einem der geschlossenen Schalte und quasselt auf uns ein. Irgendwann erwähnt er das Delhi Tourism and Transport bla bla und dieses ist auf der Karte eingezeichnet mit einem i für Information.
Aber noch immer skeptisch wollen wir uns nicht von ihm zu einem Tuk Tuk bringen lassen, sondern uns den ersten Stock noch genauer ansehen. Aber da winkt uns einer ab, dass man da nur mit Tickets reinkommt. Auch er erklärt uns, wo wir zu Tickets kommen und es ist dieselbe Gegend. Damit hat er mich. Sogleich sitzen wir in einem Tuk Tuk und fahren los. Franziska diesmal mehr skeptisch wie ich, kontrolliert mit der Karte die wir haben. Die Richtung stimmt, aber die Adresse nicht. Also gibts eine Reklamation an den Fahrer und nach mehrmaligem Versichern, dass wir hier absolut richtig sind, fährt er dann doch los. An die nächste falsche Adresse. Alle in der Gegend wo das gesuchte [i] sich befindet, aber eben nicht da.
Diesmal ist es mir nicht gelungen Ruhe zu bewahren, ich koche innerlich und so lassen wir den Fahrer stehen ohne zu bezahlen. Dass er uns nicht aufhält ist der Beweis, dass er uns nicht da abgeladen hat, wo wir wollten.
Wir haben anfangs etwas Mühe uns zu orientieren, da die Strassen alle ähnlich aussehen. Mit etwas Hilfe kommen wir dann zum gesuchten Büro. Aaaber, es liegt im EG nicht wie beschrieben im ersten Stock. Aber ich will doch kurz reinschauen, immerhin war es nicht ganz einfach hierher zu kommen. Ausserdem will ich an das Gute glauben. Ich glaub noch dran, aber nicht wegen dem Büro. Es war auch bloss ein «Reisebüro» und nicht das erhoffte Tourist Information Bureau.
Gleich um die Ecke wo uns der Tuk Tuk Fahrer abgestellt hat, gibt es aber doch ein offizielles Büro, allerdings für Tickets, die man frühzeitig kauft und wir wollen ja morgen weiter. Dennoch die können uns zumindest helfen den richtigen Ort zu finden. Schon beim Eintreten wird klar, hier sind wir richtig. Sieht offiziell aus, geräumig und aufgeräumt, wie man sich in einem Beamtenort halt fühlt.
Ein sehr netter Herr erklärt uns, wo sich das gesuchte Büro befindet. Wir standen keine 100 Meter davon entfernt. Genau da wo wir begonnen haben. Dort wo ich das Schild im EG gesehen hab, gehts hinauf in den ersten Stock. Jetzt bin ich so ordentlich stinkig, auf die Typen, aber auch auf mich, dass ich mich so hab hinters Licht führen lassen.
Im gesuchten Büro gibt es ordentlich viele Leute und da wir ja unsere Tickets erst ab nächstem Morgen erhalten können, entschliessen wir uns zur Rückkehr ins Hotel.

Tag 3 – Von Delhi nach Agra

Diesem Tag haben wir mit etwas Bangen entgegen geschaut. Jemand hat uns gestern erzählt, dass bei ihrer Reise nach Agra vor dem Bahnhof alles voller Leute war. Überall nur Reisende und ihr Gepäck.

Zudem fuhr unser Zug von einer anderen Station und es gab bloss noch Tickets für die dritte Klasse. Aus diesem Grund haben wir uns den Bahnhof am Vortag kurz zeigen lassen und die wichtigsten Tipps im Lonely Planet nachgelesen.

Um 6.30 klingelt der Wecker, um 7.10 verlassen wir das Hotel besteigen ein Tuktuk, bekommen einen anständigen Preis und um 8.00 sind wir bereits am Bahnhof, wissen welches Gleis und sogar in welchem Wagen wir sitzen werden.

Keine Typen die uns zusätzliche Gebühren abluchsen wollen oder Gepäckträger welche uns wegen dem Gepäck bedrängen.

Der Wagen in welchem wir sitzen kann sicher nicht mit unserer SBB mithalten, aber man kann hat Platz und die Decke ist mit Ventilatoren ausgestattet.

Doch weit und breit sind wir die einzigen Touris was teilweise schon ungläubig aufgenommen wird und wir haben gelernt, dass Kopftücher durchaus ihre Vorteile haben. Vor allem gegen photographierende Stalker, wie wir sie häufiger treffen, können die ganz nützlich sein.

In Agra angekommen gehts ganz einfach zum Prepaid-Taxi, wo wir noch auf der Fahrt zum Hotel die üblichen Angebote erhalten: Taxi, Guide, Hotel, Weiterreise. Da wir das alles schon geklärt haben, ist es nach kurzer Zeit relativ still im Fahrzeug.

Das Hotel ist top und die ersten Leute die wir in der Lobby treffen sind aus …. „der Schwyz“. Klares Zeichen, dass wir zuviel bezahlen, aber es ist gemütlich und wir wollen hier nochmals ausspannen bevor es auf die Tour geht.

Agra hat ausser dem Taj Mahal nicht sehr viel mehr zu bieten. Da gibt es noch ein Fort Agra und ein anderes Taj. Danach ist schon ziemlich alles Sehenswerte durch.

Das Fort ist riesig und der Mogul Akbar, der das Teil bauen liess, hatte Geschmack. Muss an der Familie liegen, denn sein Enkel Shah Jahan war es, der das Taj Mahal in Auftrag gab. Das Grabmal für seine geliebte zweite Frau, welche bei der Geburt des 14. Kindes starb. Shah Jahan lebte bis zu seinem Tode im Fort, das letzte Jahr allerdings als Gefangener seines Sohnes. Ob es auch daran lag, dass er mit Opium-Pfeifchen rumexperimentiert hat wie sein Papa, können wir nicht abschliessend beantworten. Doch die Familie scheint sehr traditionsbewusst gewesen zu sein: Guter Geschmack und den Vater im Palast unter Hausarrest setzen.

Das spektakulärste am Fort war allerdings unser Guide. Der Typ hat mich mit seinem texanischen indisch Englisch echt umgehauen. Dazu kam auch noch der Gang von John Wayne. Einmalig! Hätte gerne eine Hörprobe aufgenommen und online gestellt. Aber das muss man live erlebt haben. Keine Ahnung wie er sich den Slang antrainiert hat, aber vielleicht erlebt J.R. mit der Serie „Dallas“ in Indien ja ein Revival?!

Dann noch kurz ins Taj Mahal um die Abendstimmung einzufangen. Ganz alleine waren wir ja nicht. Es gibt einige Regeln, die man beim Betreten beachten muss: Erst wird man gefilzt, dann der Rucksack gescannt und nach Lebensmitteln, Rauchzeug etc. durchsucht.

Handys und andere Geräte seien innerhalb auch nicht erlaubt, aber sogar mein Ipad durfte mit. Und ist dann mal die Sicht frei auf das weltweit meist photographierte Objekt (hab ich kürzlich gelesen), sieht man, dass nicht nur mein Handy rein durfte.

Ausserdem leide ich unter Trennungsschmerz. Meine Kamera hat sich verabschiedet, der Akku ist leer und ich schaffe es nicht das Ding aufzuladen. 🙁

Eine Akkuladung soll für bis 1’000 Bilder ausreichen und meiner ist nach 100 leer. Aber das letzte Bild ist das Taj Mahal, immerhin.

Nach diesem langen Tag haben wir uns vom Lonely Planet ein Restaurant Namens Dasaprakash vorschlagen lassen. Südindisches vegetarisches Essen und der heimlichen Hoffnung, dass ich mal an eine nicht so scharfe Mahlzeit komme.

Naja eine der 5 Saucen war übermässig scharf, aber der Rest echt der Hammer. Haben uns auch getraut hier mal frische Fruchtsäfte aus zu probieren. Essen und Getränke sind preislich sicherlich über dem Durchschnitt, aber man hat uns bei der Auswahl beraten und anschliessen gab es eine Anleitung, wie man das isst. Natürlich von Hand, aber unsere hungrigen Mägen haben uns schnell aufgeben lassen.

Tag 2 – New Delhi

Heute hatten wir unseren eigenen Fahrer, da wir uns für eine Rajastan Tour Extended entschieden haben. Wir werden Rajastan per Auto bereisen. Etwas widerwillig, da wir ja auf Luxus möglichst verzichten wollen.

Jedenfalls haben wir den Fahrer für einen Schnuppertag bekommen und das just eine Stunde bevor wir an einen zweistündigen Walk durchs New Delhi Bahnhofsquartier teilnehmen wollten. Planung ist das halbe Leben – aber was solls, man soll uns die Schweizer Mentalität nicht gleich auf Anhieb ansehen 🙂

Der Salaam City Walk wird von einer Organisation durchgeführt, welche sich um verloren gegangene oder gestrandete Kinder kümmert. Sie sorgt für Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren indem sie diesen Nahrung sowie ärztliche Versorgung zur Verfügung stellt. Freitags dürfen die Kinder auch mal in die Flimmerkiste starren.

Oder sie entscheiden sich dafür in einem Heim nach gewissen Regeln zu leben. Als Lockangebot dürfen sie da jeden Tag in TV gucken.

Die Gründe warum die Kinder ihr zuhause verlassen, sind genauso abenteuerlich wie die Reise selbst. Von prügelnden und alkoholsüchtigen Eltern mal abgesehen ist es bei den Jungs der Wunsch als singender und tanzender Bollywood-Star über die Leinwand zu schnulzen. Die Mädels zeigen sich hier eine Spur erwachsener. Sie laufen weg, weil der Papa die Mitgift wohl nicht aufbringen kann und will der Familie so die Schmach ersparen.

Jedenfalls kriegt man auf der Tour einiges zu Gesicht und auch vor die Linse, obwohl wir nicht überall fotografieren dürfen. Alleine würde man sich in den engen Gassen völlig verirren. Ausserdem fühlt man sich als Tourist nicht sonderlich wohl, denn es wirkt alles heruntergekommen, schmutzig und von Abfall überdeckt. (Zumindest wenn man noch 48 Stunden vorher die Bahnhofstrasse in Zürich gesehen hat.)

Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht. Die Leute die hier Leben scheint es jedenfalls nicht zu stören. Und wir können so einen Blick auf die Armut werfen, die sich in den Gassen hinter den Backpacker Lodges abspielt

Die grösste Ernüchterung ist wohl die, dass es kaum einen Ausweg aus diesem Sumpf gibt. Wohl nur natürlich für uns Schweizer, zu überlegen wie man das anstellen könnte. Etwas sparen, um sich irgend ein kleines Business leisten zu können. Dann weiter sparen bis zum dicken Bankkonto (oder natürlich Postkonto). Aber genau da scheitert es. Wer auf der Strasse lebt hat kein Konto und kriegt auch keins. Alles was gespart wird, ist am Morgen nicht mehr da. Also leben sie von Tag zu Tag und falls am Abend noch was übrig ist, dann wird es in Dinge investiert die sicher nicht der Gesundheitsvorsorge dienen.

Dank dem Salaam Baalak Trust bleibt dies so manchen Kindern erspart. So wird uns am Ende der Tour dann auch ein kleines Happy End beschert. Fünf Erfolgsgeschichten von ehemaligen Kindern die durch das Heim ein neues Leben starten konnten. Von Studium, über professionelle Ausbildung zum Fotografen mit Ausstellung in New York bis zu einer Rolle in einem Bollywood-Film

Nach dem Haufen Informationen brauchen wir Nahrung, erst für den Bauch, dann für die Linse. Also erster Test für unseren Fahrer „Gulab“: Nahrungszufuhr! 10 Minuten später sitzen wir in einem schummrigen Lokal mit zu lautem Techno-Background und überhöhten Preisen. Draussen waren wir definitiv schneller wie drinnen. (Tourist Trap #2 erfolgreich abgewendet)

Ob der Fahrer unser anschliessendes Gespräch ernst genommen hat, wird sich noch zeigen. Aber vermutlich nicht, denn die Preise in der Gegend seien enorm hoch, obwohl er nie da essen würde und wir im Kaffee daneben einen top Cappuccino bekommen haben.

Im Humayuns Grab einer Delhi Variante des Taj Mahal wurden wir dann mit etwas Ruhe und unsere Kameras mit guten Objekten belohnt. Ein traumhafter Park mit eben einem muslimischen Grabmal.

Danach kurz zum roten Fort um zu erfahren, dass es montags geschlossen ist und dann in die „wohl schönste Moschee“ in Delhi. Da wir nur diese gesehen haben, ist das relativ schwer zu sagen, aber mächtig ist das Ding allemal.

Allerdings sehr wohl fühlt man sich nicht in der Gegend. Girls sind hier eher selten und die Jungs sind mit ihren Handykameras ziemlich aufdringlich, wie Franziska dies erfahren musste. Speziell auch der Ziegenmarkt und Ramschverkauf am Ausgang der Moschee. Man kriegt alles mögliche von Essen, Kleider, Souvenir bis eben Ziegen. Eine ganze Menge davon.

Danach haben wir etwas Ruhe verdient und liessen uns in der Backpacker Gegend aussetzen, um den Abend bei indischem Essen zu beschliessen.

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