Unsere kurze lange Reise führte uns auf die südliche Hemisphäre. Kurz weil nur acht Tage und lange, weil wir via London ca. 15 Stunden Reiseweg hatten.
Auf Mauritius angekommen, wartete die erste Feuerprobe. Wir begaben uns zum Gepäckband und warteten auf unser Gepäck, das nicht kommen sollte. Wir hatten gemeinsam nur einen Koffer eingecheckt, somit fehlte uns praktisch alles, ausser die Kameras und einige Ladekabel die wir aus Sicherheitsgründen im Handgepäck hatten.
Da wir nicht die einzigen Passagiere waren, die von diesem Maleur betroffen waren, dauerte es seine Zeit, bis wir den Report und eine kleine Entschädigung von 4000 Rupien (ca. 120 CHF) erhielten.

Zu unserem Glück hatten wir noch den ganzen Tag vor uns und konnten uns also Zeit lassen, um unsere Pläne zu überdenken. Statt die Insel während der Woche zu erkunden, entschlossen wir uns dies in den ersten beiden Tagen zu machen, um so auch mobil zu sein und Noteinkäufe zu tätigen.

So verbrachten wir den Samstag mehrheitlich im Auto auf der Suche nach den wichtigsten Kleidungsstücken. Und ebenfalls den Sonntag, denn entgegen unserer Annahme, dass wir das Gepäck innert 24h erhalten würden, tauchte es erst am Abend des zweiten Tages irgendwo in London auf. Daher mussten wir uns auf das Schlimmste vorbereiten, um nicht die ganze Woche auf den feinen weissen Sand am Strand zu verzichten.

Unser Hotel „Veranda Palmar Beach“ ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber konnte dennoch seinen Charme behalten. Einzig unser Zimmer war etwas „müffelig“. Aber das Essen war super und das Personal sehr freundlich. Gerade mit unserem Dilemma mit dem Gepäck hat man uns oft die Telefonate mit dem Flughafen übernommen.

Aber natürlich haben wir doch so einiges auf der Insel besichtigt. Da gibt es einige farbige Erdhaufen Namens „Seven Coloured Earth“. Erde die auf Lavagestein basiert und durch die unterschiedlichen Temperaturen verschiedene Farben angenommen hat. Wirklich eindrücklich wie das Ganze aussieht. In dem Park gibt es auch Riesenschildkröten, aber vermutlich sind die hier eher adoptiert denn heimisch. So abgelegen wie der Park ist, hätte es wohl das Ganze Leben der gepanzerten Tierchen gedauert hierher zu gelangen.
Auf dem Rückweg sehen wir sogar noch das „Matterhorn von Mauritius“. Das lese ich zumindest am nächsten Tag in der Zeitung. 250 Stück soll es weltweit geben, !drei! davon in der Schweiz. Und eben eines auf Mauritius. Eine gewisse Ähnlichkeit ist tatsächlich vorhanden, obwohl eine kleine Version vom Orginal.

Die Insel selbst sieht irgendwie aus, wie von Zuckerrohr zusammengehalten. Man fährt durch Zuckerrohrfelder, um dann wieder in einen kleineren Ort zu gelangen. Es gibt Vulkangestein mitten in den Feldern, was sie aussehen lässt wie riesige, unaufgeräumte Äcker.
Viele Strassen führen der Küste entlang, was anfangs für uns sehr speziell wirkt, immer wieder entlang des Wassers zu fahren, jedoch mit der Zeit zieht sich die Fahrzeit so in die Länge. Denn statt eine gerade Strecke zu fahren, werden die unzähligen Kurven doch irgendwie monoton. Trotzdem müssten wir beim Fahren mit allem rechnen: Da die Strassen eng sind und es meistens keine Trotoirs gibt, stellen frei herumlaufende Hunde und Hühner immer eine unkalkulierbare „Gefahr“ dar. Ebenso sind die Überholmanöver von Busen und Lastwagen – die gut aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg stammen könnten – immer ein gewagtes Unterfangen.

Die Mobile Kommunikation stellt sich für einmal mehr als sehr hilfreich heraus. Mit Offline Google Maps Karten lässt sich definitiv besser durchs Land navigieren wie mit Papierkarten die man bei den Autovermietungen erhält.
Eine Erkenntnis die sich am zweiten Tag einstellt nachdem wir beide Optionen ausprobiert hatten.

Kulturell ist das Land schwierig einzustufen. Als die Insel um 1630 entdeckt wurde lebte niemand auf der Insel. Mal abgesehen von dem unglücklichen Dodo. Einer Art Vogel die jedoch nicht fliegen konnte, was ihm wohl zum Verhängnis wurde. Der Mensch machte ihn zum Haustier und den noch frei lebenden Tieren wurden die eingeschleppten Ratten zum Verhängnis. Zumindest dem Nachwuchs der sich noch in seiner vorgeburtlichen Form – dem Ei – befand.
Die Entdecker wie auch die späteren „Besucher“ hinterliessen ihre Spuren. Man fährt links und die Steckdosen sind nach Englischem Beispiel. Die offizielle Sprache ist Französisch, obwohl sich eine eigene Sprache „Kreolisch“ entwickelt hat. Sie ist stark ans Französische angelehnt, hat aber eigene Begriffe. Erinnert irgendwie an unsere Walliser. 🙂 Ein schlichtes „Comment ça va“ wird zu einem „Ki maniere“, welches dann hoffentlich mit einem fröhlichen „mo bien“ beantwortet wird.
Die Menschen sind aber hauptsächlich aus Afrika, China und Indien eingewandern, wobei die Inder ungefähr 70% ausmachen. Dass es indische Einwanderer gibt, ist ziemlich schnell klar. Es gibt einige typisch indische Tempel, aber zwischendurch wird auch mal eine Strasse gesperrt für eine farbenfrohe Prozession.

Die Woche ist trotz allem sehr schnell rum. Aufgrund der Tatsache, dass wir zur lokalen Winterzeit auf Mauritius waren, hat sich dies auch in den Temperaturen und dem Wetter wiederspiegelt. Teilweise war es hier 24 Grad, während zuhause 32 Grad waren. Auch hat es praktisch jeden Tag geregnet (ausser die beiden Tage als unsere Badehosen sich irgendwo zwischen London und Mauritius befanden), dennoch haben wir täglich ein wenig Sonne abbekommen und viel gelesen.

Für den letzten Tag entschieden wir uns ebenfalls ein Auto zu mieten. Da der Flug erst am späteren Abend stattfand, wollten wir nicht irgendwelche anderen Zeiten gebunden sein. Zudem wäre der Preis für die Fahrt vermutlich etwa gleich hoch gewesen wie die Miete.
So konnten wir noch den riesigen botanischen Garten besichtigen, wo uns die reale Welt des Touristen wieder einholte. So wurden wir von einem „Parkplatz-Wächter“ kurzerhand ausgenommen. Zwar hat er wie versprochen auf das Fahrzeug aufgepasst, aber der Preis den er verlangt hatte, hätte wohl hier in der Schweiz mithalten können. Zumal der Parkplatz eigentlich gratis gewesen wäre. Da wir aber nicht den vollen Preis bei Ankunft bezahlt hatten, war die Nachverhandlung entsprechend kurz. Ihm war klar, dass er zuviel verlangte und da es uns auch klar war, wollte er wohl das was er schon hatte nicht mehr riskieren.

Der Rückflug selbst war nicht weniger lang wie die Anreise, aber wir hatten Glück und hatten zu zweit 4 Plätze zur Verfügung und konnten so doch ein paar Stunden schlafen. Da wir aufgrund der Einkäufe schliesslich ein zusätzliches Gepäckstück hatten, durften wir noch erfahren wie man in der Schweiz mit Gepäckverlust umgeht. Denn unser neues Gepäckstück blieb wohl wiederum in London liegen. 10 Minuten für den Report und nach 4 Stunden wurden wir per SMS informiert, mit welchem Flug das Gepäck ankommen würde und wann es der Lieferdienst am Flughafen abholen würde. Innert 24h befand sich das Gepäckstück wieder in unserem Besitz. Welcome back to Switzerland!